Das Verhältnis zwischen Eigenem und Fremdem ist weder konstant noch eindeutig bestimmbar. Es ist vielmehr kulturell und historisch wandelbar, zudem plural und in sich different. Dementsprechend finden sich in der Kulturgeschichte weltweilt eine Vielzahl von je unterschiedlichen Untersuchungen und Thematisierungen von Fremdheit in der Philosophie, der Ethnologie sowie den Sozial- und Kulturwissenschaften.
Aktuell erfordern die globalen Transformationsdynamiken und Migrationsbewegungen eine Neubestimmung der Differenz von Eigenem und Fremden. Vor allem die Auseinandersetzung mit postkolonialen Theorieperspektiven regen dazu an kritische Analysekategorien zu entwickeln, mit denen problematische Konstruktionen des Anderen als Fremden analysiert und aufgearbeitet werden können. Die diskursprägende Gewalt hegemonialer Kulturen wird dabei ebenso beleuchtet wie die Selbstrepräsentation sogenannter fremder und gleichsam marginalisierter Gesellschaften, ethnischer Gruppen und künstlerischer Ausdrucksformen.
Wie muss sich Kunstpädagogik im Schnittfeld von Medien-, Kultur- und Bildungstheorie angesichts der skizzierten drängenden politischen und epistemischen Aufgaben verändern? Wie kann sie die Komplexität und Alltäglichkeit intersektioneller Diskriminierungen und nicht zuletzt die Verstrickungen der Kunst und der Ästhetik in gesellschaftliche Macht- und Ungleichheitsverhältnisse reflektieren? Und wie kann Kunstpädagogik dabei helfen, neue Antworten auf den Anspruch des Anderen zu finden, um sich an der Einrichtung einer transkulturellen, demokratischeren und rassismuskritischen Gesellschaft zu beteiligen?