Veränderte Medialität bringt veränderte Formen des Wissens und Erkennens mit sich und erfordert veränderte Weisen des Aushandelns, Zeigens und Vermittelns von Wissen. Vor dem Hintergrund der aktuell großen kulturellen Dynamiken sollte Wissen als prozesshaft aufgefasst werden, als Geschehen, das sich zwischen den Köpfen, zwischen verschiedenen Subjekten und zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren entfaltet, in Materialien, Medien, Maschinen und Körpern einschreibt und in kulturellen, sozialen, politischen und technologischen Praktiken fortsetzt. Wissen ist, weil von kulturellen, technologischen Entwicklungen durchwirkt und ständigen Formungsprozessen unterworfen, tendenziell fluide.
Die Formen der Generierung, Speicherung und des Zugangs zu Wissen scheinen sich einerseits in (vermeintlich) stabilen und (tatsächlich) machtvollen gesellschaftlichen Konstrukten niederzuschlagen (Kanon, Institutionalisierung). Andererseits lenken zugleich implizite und ästhetische Formen des Wissens und Erkennens die Aufmerksamkeit auf latente, unverfügbare Dimensionen von Noch-Nicht-Wissen, Wissen-Wollen (Begehren) und Nicht-Wissen-Können (Kontrollverlust).
Wissenschaftliche, künstlerische und pädagogische Praxis, die sich im komplexen Feld der Herstellung, Aushandlung sowie des Zeigens und Vermittelns von Wissen bewegt, fragt vor diesem Hintergrund (u.a.): Welche Konturen und Formen des Wissens lassen sich zwischen kulturellen Praktiken (wie Schreiben, Sprechen, Sichtbarmachen und Entwerfen …) gegenwärtig ausmachen? Wie verändern sich neben Praktiken der Speicherung, der Präsentation, der Sammlung und Zirkulation von Wissen auch die Rhythmen, Materialitäten und Formen der Erzeugung von Wissen?