Kategorie: News

Nachruf Gundel Mattenklott

Prof. Dr. Gundel Mattenklott (* 13. Oktober 1945 in Berlin; † 20. April 2024)

„Die Faszination der alten wie der modernen literarischen Metamorphosen liegt nicht zum wenigsten darin, dass sie uns wie am eigenen Leib spüren lassen, was der schmerzliche Abschied von einem vertrauten Leben bedeutet, die Verletzungen des Selbstgefühls durch ungewohnte Einschränkungen, die Ausgrenzung aus der Welt der Unverwandelten, zuweilen auch die neu gewonnene Macht und Lebensenergie – alles Gefühle, die wir während der Übergänge und Grenzüberschreitungen im Lebenslauf kennenlernen und die uns die Literatur besser verstehen und vielleicht zu bewältigen helfen kann.“
(Gundel Mattenklott (2011): Literatur als Bildung der Gefühle. In: ZEITSCHRIFT ÄSTHETISCHE BILDUNG, NR. 1, JG. 3)

Die wissenschaftliche Sozietät für Kunst Medien Bildung trauert um ihr Gründungsmitglied, die Literatur- und Erziehungswissenschaftlerin Prof. Gundel Mattenklott, die am 20.4.2024 im Alter von 79 Jahren verstarb. Als Professorin für Musisch-Ästhetische Erziehung lehrte sie seit 1990 an der an der Universität der Künste Berlin, und war von 2010–2012 deren Vizepräsidentin.
Sie promovierte zum Werk von Adalbert Stifter und habilitierte in den Erziehungswissenschaften an der FU Berlin. Sie arbeitete zu vielfältigen Themenfeldern mit markantem Fokus auf die ästhetische Bildung und Erziehung der frühen und mittleren Kindheit. Weitere Forschungsschwerpunkte bearbeiten den interdisziplinären und bildungstheoretisch relevanten Zusammenhang von Literatur, Bildende Kunst, Musik, Tanz sowie der Garten- und Landschaftsarchitektur.
In diesem Zusammenhang gründete sie zusammen mit Kolleg:innen das renommierte Berliner Graduiertenkolleg „Praxis und Theorie des künstlerischen Schaffensprozesses“ (Universität der Künste Berlin, 1998-2005) und fungierte als dessen Sprecherin. 2009 gründete sie zusammen mit Constanze Rora die Zeitschrift „Ästhetische Bildung“, die bis heute maßgeblich den Fachdiskurs bestimmt. An der Universität der Künste entwickelte sie den Studienbereich „Musisch-Ästhetische Erziehung“ und gründete in Berlin eine freie Jugendkunstschule.
Ihre wissenschaftliche Tätigkeit war geprägt durch eine kontinuierliche Suche nach der epistemischen Dimension der Künste, wobei sie insbesondere Interaktionsprozesse, Entgrenzungen, Wechselspiele, Zusammenspiele und die Räume im Dazwischen auslotete. Ihr Interesse an den ästhetischen Dimensionen kindlicher Bildungsprozesse schloss unmittelbar daran an, und sie verdichtete ihre Erkenntnisse zu komplexen Essays.
Ihre anregenden Gedanken und Impulse waren insbesondere in der Gründungsphase der Sozietät maßgeblich für die inhaltliche und strukturelle Ausrichtung und prägt unsere Fachgesellschaft bis heute. Wir gedenken ihrer und ihrem wissenschaftlichen Oeuvre in Dankbarkeit und Verbundenheit.

Andreas Brenne

How to Dank Images – WORKLAB II: Methoden der Bildanalyse im Kontext des visuellen Kontrollverlusts

Veranstaltungsort: Zoom via Uni Köln, Mozarteum Salzburg, PH Karlsruhe
Online-Worklab: 27. &  28.10.2023
 
Das Worklab HOW TO DANK IMAGES schließt an das Worklab ‘Dank Images, Tiktok und Apokalypse. Bildhandeln im Internet’ an und extrapoliert die in 2021 identifizierten Diskurse und Leerstellen, die auf ein komplex(er)es Verständnis gegenwärtiger politischer, sozialer und medialer Kommunikation zielen. Ausgehend von der Annahme, dass neuartigen Bildphänomenen Raum gegeben werden muss, unternimmt das Worklab eine methodische Sondierung und Sammlung von Praktiken des Forschens. Denn gerade (Online-)Bilder kommunizieren über unzählige Formen des Alltäglichen und kommentieren politische und gesellschaftliche Ereignisse in Echtzeit. Insbesondere Krisenszenarien befeuern dabei die Bildproduktion und lassen z. B. Memes zu politischen Akteur*innen werden, die besondere Aufmerksamkeit in der Analyse und Diskussion erfahren, und angepasste Methoden erfordern.
 
Das Worklab findet online statt und nähert sich dem Forschungsthema experimentell über verschiedene offene Austauschformate, partizipative Explorationsräume, sowie Kurzinputs der Teilnehmenden. 
 
Interessierte sind herzlich zur Teilnahme und Mitwirkung eingeladen und melden sich bitte möglichst bis 6. Oktober 2023 per Zoom-Registrierung an.
 
Die Teilnahme ist kostenlos. Die Worklab-Sprachen sind Deutsch und Englisch.

 

PROGRAMM:
FREITAG: Oct 27, 2023 (13.00-20.00)
SAMSTAG: Oct 28, 2023 (9.00-16.00)
 
[more detail soon]

RESEARCH und ORGANISATION: 
Jan Grünwald (Mozarteum Salzburg/Innsbruck), Helene Heuser (Universität Gießen),  Nicole Kreckel (Goethe-Universität Frankfurt am Main), Mona Schubert (Universität zu Köln), Konstanze Schütze (PH Karlsruhe), Christina Vollmert (Universität zu Köln), Sarah Wölker (WeTeK Berlin)

 

Programm der Jahrestagung 2022: All Inclusive – Kunstpädagogische Inklusion

Die Jahrestagung der Sozietät 2022 findet statt an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg am 29. und 30. September 2022.

DONNERSTAG, 29.9.2022

ab 12.00 Uhr Anmeldung

14.00 – 14.45 Uhr Grußworte und Begrüßung durch die Veranstalter*innen

14.45 – 15.45 Uhr Eröffnung Pierangelo Maset

15.45 – 16.15 Uhr Kaffeepause

16.15 – 17.45Uhr Parallele Vorträge und Workshops

  1. Silke Ballath, Elise v. Bernstorff, Christine Heil und Konstanze Schütze: Mit und nicht über. Responsive Experimentalräume inklusiver Bildungspraxis
  2. Andreas Brenne und Michaela Kaiser: Expertise und Kooperation zur Qualifizierung für einen inklusiven Kunstunterricht
    Birke Sturm: Bildungsversprechen oder Herkunftsverlust? Kunstpädagogische Inklusion mit Blick auf soziale Herkunft
    Nikola Dicke: Bildhandeln als ökologische Kognition. Prozesse emergenter Erkenntnis jenseits von Sprache im Kunstunterricht der Grundschule

18.00 – 19.00 Uhr Künstlerischer Spaziergang mit Maja Linke

ab 19.00 Uhr Gemeinsames Abendessen
(im Ols Brauhaus, Selbstzahler)

FREITAG, 30.09.2022

09:30- 10:00 Uhr Anmeldung

10:00- 10:30 Uhr Begrüßung durch die Veranstalter*innen

10:30- 11:30 Uhr Eröffnungsvortrag Mai-Anh Boger

11:45- 12:45 Uhr Parallele Vorträge

  1. Stefan Bast: Curriculum für eine diskriminierungskritische Praxis an der Schnittstelle Bildung/Kunst
  2. Lena Staab: Collage – Differenz – Künstler:Innen – oder: sich mit Hannah Höch der Frage nach (kunstpädagogischer) Inklusion nähern
    Rebekka Schmidt, Oliver Reis und Vera Uppenkamp: Wenn alle Kinder gottgeliebte Kunstschaffende sind – exklusive Inklusion in den Einstellungskonzepten von Lehramtsstudierenden der Theologie und der Kunst

12:45- 13:45 Uhr Mittagspause

13:45- 15:15 Uhr Parallele Workshops

  1. Stefan Bast: Curriculum für eine diskriminierungskritische Praxis an der Schnittstelle Bildung/Kunst
  2. Annemarie Hahn, Michaela Kaiser und Konstanze Schütze: Building Access in Art

15:15- 15:30 Uhr Kaffeepause

15:30- 17:00 Uhr Mitgliederversammlung und Ausklang

Tagungsprogramm ‚ALL INCLUSIVE‘ als PDF.

Anmeldungen zur Tagung sind bis zum 15.8.2022 möglich per Mail an leon.tibbe@uni-oldenburg.de.

Statement zur documenta fifteen

Die documenta fifteen, eine der wichtigsten Ausstellungen der Gegenwartskunst in Deutschland und weltweit, befindet sich momentan im Brennpunkt öffentlicher Debatten. Es wurde ein kuratorisch anspruchsvoller Weg beschritten, um eine partizipativ-kritische bis aktivistisch-künstlerische Haltung nicht nur auszustellen, sondern in Kassel erlebbar zu machen. Das indonesische Künstler*innen-Kollektiv ruangrupa verschafft vielen weiteren Kollektiven und Künstler*innen eine markante Plattform und zeigt auf, wie künstlerisches Handeln biographische, ökonomisch-existenzielle, politische und gesellschaftliche Relevanz erfahren kann.
Die öffentliche Auseinandersetzung um eine antisemitische Ikonographie im Kontext der Ausstellung wirft zwar einen erheblichen Schatten auf das ambitionierte Projekt, aber eröffnet gleichzeitig die Gelegenheit für eine tiefgründige Untersuchung gesellschaftlicher und politischer Verantwortung, und ermutigt dazu das Prinzip kollektiver Kurator*innenschaft reflexiv und kritisch weiter zu entwickeln.

Als Wissenschaftliche Sozietät für Kunst Medien Bildung erklären wir, dass der Besuch der documenta fifteen trotz vieler Reibungspunkte für eine engagierte und zeitbezogene Kunstpädagogik von großer Bedeutung ist. Wir halten den fachlichen Diskurs, persönliche Begegnungen sowie den politischen Dialog, informierte Kritik und sachlichen Streit für unverzichtbar, um dringend benötigte kunstbezogene Verhandlungsräume verantwortungsvoll zu öffnen.

Ab dem 15.8.2022 laden wir ein, darüber intensiver in den Austausch zu kommen. Zwischenzeitlich freuen wir uns über Rückmeldungen und antworten sobald (wegen  urlaubsbedingter Abwesenheiten) möglich. 

Der Vorstand der Wissenschaftlichen Sozietät Kunst Medien Bildung

Call for Papers: All Inclusive – Kunstpädagogische Inklusion

Jahrestagung der Wissenschaftlichen Sozietät Kunst, Medien, Bildung am 29. und 30. September 2022 in Kooperation mit der Universität Potsdam. Nähere Informationen zum Veranstaltungsort, Teilnahmemodalitäten (in Präsenz, hybrid), Anmeldung etc. folgen in Kürze.

Die Vermittlungspraktiken mit, durch und über Kunst und die damit in Verbindung stehenden kunstpädagogisch relevanten Theorien und Annahmen verbindet, dass sie von den kunstpädagogischen Akteur*innen im Spannungsfeld eines situationsbezogenen Anspruchs einerseits und ihren normativen Bezügen andererseits als elementare kunstpädagogische Terminologie hervorgebracht und umgesetzt werden. Der an die Inklusion im Kontext von Bildungsprozessen gestellte Anspruch, gesellschaftliche Teilhabestrukturen zu verbessern und zugleich innerhalb einer Praxis zu operieren, die „den Mechanismen gesellschaftlichen Ausschlusses nicht entkommt“ (Hummrich, 2017, S. 176), bildet sich paradoxal im Rahmen einer an Inklusion orientierten Kunstpädagogik ab.

Zum einen bildet sich ein vermeintlich ‚weites‘ Verständnis von Inklusion kunstdidaktisch auf der normativen Ebene des gemeinsamen Unterrichts von Kindern mit und ohne Behinderung ab, was in zahlreichen Beschreibungen inklusiver Vermittlungspraxis in einem ‚engen-weiten‘ Inklusionsverständnis seinen Ausdruck findet. Durch die Beibehaltung einer Output-Orientierung, werden Exklusion produzierende Systeme implizit stabilisiert und eine kunstdidaktische Forschung ohne Transformationsanspruch etabliert. Mit Adorno (2015[1957]), S. 200) gesprochen werden „lediglich Reaktionen innerhalb des herrschenden Systems festgestellt, nicht Struktur und Implikationen jenes Systems selbst analysiert“.

Zum anderen bietet eine an Inklusion orientierte Kunstpädagogik die Chance der Analyse bestehender Strukturen und Praktiken der Teilhabe.

Vor diesem Hintergrund rückt die Tagung zentrale wechselseitige Bezugnahmen der kunstpädagogischen Terminologie und einer inklusiv ausgerichteten Kunstpädagogik ins Zentrum.

Es sollen zum einen dem Inklusionsdiskurs inhärente Argumentationslinien, beispielsweise der De-Kategorisierung, Anti-Diskriminierung, Normierung und Teilhabe, in ihren mittel- und unmittelbaren Bezügen zu zentralen kunstpädagogischen Theoremen reflektiert und diskutiert werden. Derartige historische, systematische, theoretische sowie empirische Reflexionen sollen zur Präzisierung einer kunstpädagogischen Inklusion und einer inklusiven Kunstpädagogik beitragen, aber auch für Leerstellen und Spannungsfelder sensibilisieren. Zum anderen sollen kunstpädagogische Diskurslinien vor dem Hintergrund ihrer Bezugnahmen auf Inklusion resp. Exklusion befragt werden. Die inklusive Transformation kunstpädagogischer Theorien und Praktiken rückt zentrale kunstpädagogische Begrifflichkeiten wie u.a. Literalität und Digitalität in einen ungewohnten Zusammenhang und fordert eingeschliffene Positionen heraus.

Im Rahmen der Tagung sollen in diesem Sinne Beiträge einen Raum finden, die wechselseitige Bezugnahmen von kunstpädagogischer Terminologie und Inklusion in den Blick nehmen und zum Anlass theoretischer und/oder empirischer Bestimmungen und Neu-Einsätze machen.

Gesucht werden Beiträge in Form von Vorträgen und Workshops, die sich thematisch offen auf den genannten Kontext beziehen. Wissenschaftler*innen in der Qualifizierungsphase sind explizit eingeladen, sich zu bewerben. Interessierte können bis zum 13.05.2022 ein Abstract (max. 500 Wörter) einreichen an hannes.riedel@uni-potsdam.de.

Das Abstract enthält folgende Angaben:

  1. Titel des geplanten Beitrags
  2. Name und institutionelle Anbindung der Forscher*innen
  3. Kurzbeschreibung des Beitrags mit Hinweisen auf Thematik und Fragestellung, den theoretischen und methodischen Bezugsrahmen sowie die zentralen Ergebnisse.

 

Für das Vorbereitungsteam:

Andreas Brenne & Michaela Kaiser

Online-Jahrestagung 2021

 

Programm

 

Donnerstag, 14.1.2021, 14:00-19:00 Uhr 

13:30 – 14:00 Ankommen in Zoom

14:00 – 14:30 Begrüßung und Einführung von Manuel Zahn

14:30 – 15:30 Research Mural Walk mit Beiträgen von

  • Stefanie Johns
  • Notburga Karl
  • Michaela Kaiser
  • Gesa Krebber
  • Jana Tiborra

15:30 – 16:00 Pause

16:00 – 17:00 Forschung im Entwurf: Kurzvorträge von

  • Nadia Bader: Potenziale einer Arbeit an/mit Tutorial Videos in der Kunstlehrer*innenbildung
  • Alexander Henschel: Zur Mehrfachbedeutung des Fremdheitsbegriffs im kunstpädagogischen Diskurs
  • Torsten Meyer: Quasi-Subjekt und algorithmische Medienkulturen

17:00 – 17:30 Pause

17:30 – 18:30 Gesprächsforum I: Kunst, Pädagogik und Digitalisierung mit Kurzimpulsen von Christine Heil und Marc Fritzsche als Gesprächsanlässe und danach Gespräch im Plenum

18:30 – 19:00 Ausklang

Freitag, 15.1.2021, 13:00-18:30 Uhr

12:30 – 13:00 Ankommen in Zoom

13:00 – 14:00 Laufende Forschungsprojekte I: Kurzvorträge von

  • Jasmin Böschen: Der Fall mit dem Fall. Spuren von Erfahrung im Smartphone-Film
  • Lennart Kraus: Im Gegen Satz – der Essay als didaktische Form
  • Karl-Josef Pazzini: Sexualität und Wissen für Kunst und Pädagogik

14:00 – 14:30 Pause

14:30 – 15:30 Laufende Forschungsprojekte II: Kurzvorträge von

  • Lukas Sonnemann: Bild(er)ordnung(en) – visuelle Syntagmatik und Bilderfahrung im Medium Ausstellung
  • Andrea Sabisch: Bildlichkeit, Montage, Affizierung, Responsivität
  • Andreas Brenne: Symbolhandeln von Kindern in der postdigitalen Gesellschaft

15:30 – 16:00 Pause

16:00 – 17:00 Gesprächsforum II: Kunst, Pädagogik und demokratiebildende Perspektiven, mit Kurzimpulsen von Ansgar Schnurr und Manuel Zahn als Gesprächsanlässe und danach Gespräch im Plenum

17:00 – 17:15 Pause

17:15 – 18:00 Abschluss: Austausch zu Berührungen und Schnittmengen gemeinsamer Forschungsinteressen sowie zu Blinden Flecken

18:00 – 18:30 Ausklang
 

Abstracts

 
Donnerstag, 14.1.2021, 14:00-19:00 Uhr

Nadia Bader: Potenziale einer Arbeit an/mit Tutorial-Videos in der Kunstlehrer*innenbildung
Tutorial-Videos können als aktuelles, (pop-)kulturelles Phänomen gelten. Eine Diskussion und Untersuchung aus kunstpädagogischer Perspektive erscheint gerade angesichts pandemiebedingt beschleunigter, digitaler Entwicklungen an Schulen und Hochschulen lohnenswert. Der Beitrag skizziert Ideen und Ansätze zu einer forschend-reflexiven Arbeit an/mit Tutorial-Videos in kunstdidaktischen Seminaren in der Lehrer*innenbildung. Anhand verbaler und non-verbaler Äußerungen können beispielsweise implizite Orientierungen der Vermittler*innen aufgespürt sowie mögliche Potenziale und Grenzen des Einsatzes von Tutorial-Videos im Kontext des Kunstunterrichts diskutiert werden.

Alexander Henschel: Zur Mehrfachbedeutung des Fremdheitsbegriffs im kunstpädagogischen Diskurs
Die Begriffsgeschichte des Ausdrucks „fremd“ zeugt von Mehrfachbedeutungen und widersprüchlichen Verwendungsweisen. Spuren dieser Geschichte entfalten im kunstpädagogischen Diskurs entsprechend unterschiedliche Wirkung. Im Beitrag geht es darum, verschiedene Verwendungsweisen, Bedeutungsebenen und rahmende Logiken des Fremdheitsbegriffs zu sortieren und Überlegungen zu deren Wechselwirkung im kunstpädagogischen Kontext anzustellen.

Torsten Meyer: Quasi-Subjekt und algorithmische Medienkulturen
Vor dem Hintergrund von Jacques Lacans Modell des psychischen Apparates als Verknüpfung von Realem, Symbolischen und Imaginärem könnte man einerseits sagen, dass Kunst(objekte) solche Zusammenhänge von Realem, Symbolischen und Imaginärem knüpfen und deshalb möglicherweise auch als im Rahmen einer Actor Network Theory als Quasi-Subjekte zu verstehen sein könnten. Darauf fußt möglicherweise die Idee der ästhetischen Bildung. Ein ganz anderer Zusammenhang der Verknüpfung von Realem, Symbolischen und Imaginärem geschieht mittels der Quasi-Subjekte, die die algorithmische Medienkultur in Form von Suchmaschinen, Werbealgorithmen, Buchempfehlungen, Partnerbörsen und anderen künstlichen Intelligenzen produziert.
Diese Zusammenhänge finde ich interessant. Ich weiß selbst noch nicht wofür.

Freitag, 15.1.2021, 13:00-18:30 Uhr

Jasmin Böschen: Der Fall mit dem Fall. Spuren von Erfahrung im Smartphone-Film
Der Kurzvortrag skizziert die Grundzüge meines Promotionsprojekts mit dem Arbeitstitel „Film-Bildung mit dem Smartphone. Medienästhetische Annäherung an eine neue Bildlichkeit“. Mir geht es darum, auszuloten, inwiefern sich Erfahrung im Machen von Smartphone-Filmen erforschen lässt. Zudem wird befragt, wie im Filmen mit dem Smartphone bestehende Vorstellungen von Film neu ausgehandelt werden und eine neue Bildlichkeit entwickelt wird.

Lennart Kraus: Im Gegen Satz – der Essay als didaktische Form
Seit einiger Zeit werden erneut Methoden künstlerischer Untersuchungen diskutiert, die sich sowohl im Kunstfeld als auch vermehrt in Ökonomie- und Bildungskontexten beobachten lassen. Durch die essayistische Form wird hier Assoziatives, Bruchhaftes und Fragwürdiges in erkenntnisorientierten Erzählungen zusammengesetzt. Was dabei evoziert wird, kann als Autodidaktik des essayistischen Lesens, Schreibens und Produzierens umschrieben werden.

Karl-Josef Pazzini: Sexualität und Wissen für Kunst und Pädagogik
Die Kunstpädagogik war schon immer erotischer und sexueller als andere Fächer, gerade auch in den verkitschten Formen.
Wissen muss immer wieder umschrieben werden. Insbesondere wegen der momenthaften und rätselhaften Formen des Bewusstseins und dem vielen unbewussten Wissen, das nicht weniger wird.
In Anlehnung an Freud und Lacan argumentiert Alenka Zupančič, dass sich Sexualität am Punkt eines „Kurzschlusses“ dessen, was ist (Ontologie), und der Weisen, wie man es vernehmen, denken und wissen kann (Epistemologie) befindet.
Die Konjunktion von Sexualität und Wissen bringt kaum etwas hervor, das vorweg klar ist oder eine Emanzipation garantiert. Die Verbindung ist um eine grundlegende Negativität herum strukturiert, um etwas, das niemand genau wissen kann. Sie berührt das Unbewusste und versucht es kenntlich zu machen. Das macht Angst, Zögern, Erwartungsdruck, Abwehr, Vorfreude und Freude. Viele ahnen, dass der Orgasmus eine Berührung von Sein und Wissen ist: Kaum eines positiven, affirmierbaren Wissens. Sexualität entzieht sich bei ihrer Bestimmung, sie überschreitet. Kunst macht eine ähnliche Struktur. Sexualität ist wie Kunst weniger als Natur. Sie muss wohl mehr sein.

Lukas Sonnemann: Bild(er)ordnung(en) – visuelle Syntagmatik und Bilderfahrung im Medium Ausstellung
In meinem Promotionsprojekt beschäftigte ich mich mit bildlichen Übergängen in Kunstausstellungen. Wie lassen uns Konstellationen von Bildern an spezifischen Orten, bekannt, anders oder neu sehen? Wie lassen sich Relationierungsweisen von Bildern theoretisch beschreiben und empirisch erforschen? Wie andere Weisen der Ordnung, jenseits von konventionalisierten Formen oder semiologischen Modellen beschreiben?

Andrea Sabisch: Bildlichkeit, Montage, Affizierung, Responsivität
In bildlichen und filmischen Darstellungen werden unsere Blicke gelenkt, unsere Aufmerksamkeit allererst erzeugt und fortwährend verschoben, Gestalten gebildet und Sinn generiert. Insofern kann man sagen, dass Medien unsere Erfahrungen formieren. Sie bilden Zwischenräume, in denen wir interagieren und die uns ausrichten. Die Frage, wie dies geschieht, ist jedoch seltsam unerforscht. Wie verschränken sich bewegte Bilder mit Subjekten und Sozialitäten? Wie affizieren sie, wie geben sie zu denken, wie formatieren sie? Welche Techniken und Strategien der Kopplung erscheinen dabei im pädagogischen Kontext interessant? Wie lassen sich Veränderbarkeiten des Sehens, Denkens, Wahrnehmens erkennen, darstellen und erforschen, wenn Montagepraktiken des Digitalen beispielsweise unsichtbar bleiben und unbewusst ablaufen?

Andreas Brenne: Symbolhandeln von Kindern in der postdigitalen
Kinder setzen sich in vielfältiger Weise mit ihrer Lebenswelt auseinander – dabei spielt Symbolhandeln (Aby Warburg) eine zentrale Rolle. Weltzusammenhänge sind in dieser Form kommunikabel, und können Gegenstand einer diskursiven und kollaborativen Sinnproduktion sein. Wenn, wie entsprechende Ansätze nahelegen, das Postdigitale unsere Gesellschaft maßgeblich prägt, so müssten sich auch Kinder alltäglich in und mit Symbolen mit diesem auseinandersetzen.
In diesem Kontext sind zwei Forschungsprojekte angesiedelt (in Kooperation mit Prof. Dr. Florian Eßer, Uni Osnabrück), die im Rahmen eines Kurzvortrags kurz skizziert werden. Ziel der vorgestellten Projekte ist es, im Rahmen eines kunst- und medienpädagogischen Settings, den Umgang von Kindern mit digitalen Medien zu beobachten, die symbolische Ebene dieses Handelns aufzuschließen und hierdurch zu rekonstruieren, wie sich Kinder (ihre) postdigitale Welt erschließen.

Tagung „Mikroformate“ 27.-29.6.2019

Die Tagung beschäftigt sich mit ästhetischen Formen der Verkürzung und Verdichtung, wie sie sich in den aktuellen Rezeptionspraktiken der Medienkultur (aber nicht nur da) beobachten lassen. Die kurze Form, wie sie beispielsweise schon Roland Barthes im Medium der Schrift reflektierte, ist in den vergangenen Jahren in den Kultur- und Medienwissenschaften extensiv für andere mediale Formate diskutiert worden. Wir wollen an diesen Diskurs anknüpfen und dabei gleichsam den Fokus verschieben, indem wir neben kurzen Mikroformaten vor allem auch die ästhetischen „Mikropraktiken“ der Rezipient*innen in den Blick nehmen.

Gegenwärtig finden sich zahlreiche medienkulturelle Phänomene, die sich als Mikroformate verstehen lassen – z.B. Gifs, Meme, Micromovies, Samples, Lernhäppchen u.a.m. Diesen kurzen Formen der Gestaltung und Wahrnehmung wollen wir uns aus theoretischer und empirischer Sicht annähern. Gerade bei aktuellen Rezeptionspraktiken im Internet State of Mind (Chan), bei denen Mikroformatierungen – unabhängig von der Ausgangslänge der Materialien – zu beobachten sind, gilt es, die Rezeptions- mit der Produktions- bzw. Produzent*innenperspektive zu verknüpfen. Bei der Tagungskonzeption gehen wir daher von einem komplexen und wechselseitigen Bestimmungsverhältnis von Rezeptionspraktiken und der Weiterentwicklung von Medienformaten und (Re-)Produktionspraxen aus. Die Tagung wird von Studierenden verschiedener Studiengänge (Intermedia, Kunst, Musik) inhaltlich aktiv mitgestaltet.

Mit Beiträgen und Workshops u.a. von Patrick Bettinger, Lisa Gotto, Theo Hug, Kai Kaspar, Helmke Jan Keden, Katja Lell, Daniela Neuhaus, Matthias Padszierny, Stephan Porombka, Noemie Stähli, Niklas Stockel.

Veranstalter*innen
Patrick Bettinger, Sandra Hofhues, Kai Kaspar, Peter Moormann, Manuel Zahn
Universität zu Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät

Kontakt
mikroformate-tagung@uni-koeln.de

Anmeldung und nähere Informationen
http://kunst.uni-koeln.de/mikroformate

In Kooperation mit der Wissenschaftlichen Sozietät Kunst Medien Bildung

Mitgliederversammlung am 9.6.2018

Die nächste Mitgliederversammlung der Wissenschaftlichen Sozietät Kunst Medien Bildung findet statt im Rahmen der Tagung „Because Internet“ (7.-9.6.2018) an der Universität zu Köln am 9.6.2018, 13:00-16:00 Uhr. Nähere Informationen zur Tagung und Anmeldemöglichkeiten finden sich unter kunst.uni-koeln.de/becauseinternet

Workshop-Reihe: Ästhetische Praxis als Medienkritik

Reflexionen kritischer Praxis im Horizont digitaler Medienkulturen

Das Projekt Ästhetische Praxis als Medienkritik untersucht vor dem Hintergrund der Herausforderungen der postdigitalen Gesellschaft aktuelle Formen und Praxen von Kritik. Es besteht aus einer Serie von vier interdisziplinären Workshops, die auf der Basis einer Bestandsaufnahme jugendkultureller, ästhetischer Medienpraxis ausgewählte Künstler*innen in den Blick nimmt, mit dem Ziel, deren künstlerische Praxis und ästhetische Reflexionen als medienkritische Praxis für den erziehungswissenschaftlichen Diskurs (insb. Ästhetische Bildung und Medienpädagogik) zu erschließen. Leitende These dabei ist, dass die künstlerischen Arbeiten Aufschluss darüber geben, wie kritische Praxis in der postdigitalen Medienkultur verstanden werden kann und dementsprechend in medienbildungstheoretischer Perspektive Medienkritik überdacht werden muss.
Das Projekt kooperiert mit Dr. Harald Gapski vom Grimme-Institut, der Kuratorin und Kunstvermittlerin Konstanze Schütze (agency art education, Kassel/Berlin) und dem Forschungsprojekt von Prof. Dr. Torsten Meyer zur Post-Internet Arts Education (Institut für Kunst & Kunsttheorie, Universität zu Köln).

Ort
Universität zu Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät, Institut für Kunst & Kunsttheorie, Gronewaldstrasse 2, Block B, Rm 2.212

Termine
WS #1: Digitale Jugendkulturen und Medienkritik, Fr/Sa 20./21.10.2017
WS #2: Ryan Trecartin: Affirmation, Intensität und Kritik; Fr/Sa 17./18.11.2017
WS #3: Christopher Kulendran Thomas: Hyperrealität, Spekulation und Kritik; Fr/Sa 08./09.12.17
WS #4: Ästhetische Praxis als Medienkritik; Fr/Sa 12./13.01.2018

Anmeldung/Kontakt
Prof. Dr. Manuel Zahn, mzahn@uni-koeln.de, Tel.: 0221-470-4704

Nachwuchskolloquium der Schweizerischen Fachgesellschaft für Kunstpädagogik

Die mit der Wisseneschaftlichen Sozietät Kunst Medien Bildung international vernetzte Schweizerische Fachgesellschaft für Kunstpädagogik SFKP/SSPA hat zum Ziel, den fachlichen Austausch auf nationaler und internationaler Ebene zu stärken und die Kunstpädagogik in der Schweiz als wissenschaftliche Disziplin zu fördern. Sie verfolgt dieses Ziel als unabhängiger Verein, der in kontinuierlichem Kontakt mit den Hochschulen steht.

Am 21.10.2017 veranstaltet die SFKP/SSPA ein Nachwuchskolloquium an der ZHdk Zürich: multiperspektivisch hybrid?

Teaser Programm